Pop Art
The Bright Side of Life
Bis 5. Jänner 2025
Blickpunkt Erwin Thorn
Die Werke des Wiener Künstlers Erwin Thorn bewegen sich an der Schnittstelle von Malerei und Skulptur. Einerseits sind seine Arbeiten aus der Tradition der konkreten, geometrischen, der abstrakten Kunst im Allgemeinen zu verstehen, anderseits weisen sie auch Elemente der Pop Art auf.
In biomorphen skulpturalen Bildern bzw. bildhaften Skulpturen, aber auch in raumgreifenden Installationen beschäftigt sich Thorn vor allem mit der Beziehung zwischen Sprache und visueller Kommunikation. Rhythmus und Wellen, die auch an Schallwellen denken lassen und den klanghaften Aspekt von Sprache verdeutlichen, sind wichtige Anknüpfungspunkte in seinen konzeptuellen Arbeiten. Thorns Bildkörper, seine organisch fließenden Formen schmiegen sich in Ecken, heben sich unförmig von der Wand ab, überwinden das klassische Bildformat. Die Objekte erinnern an verfestigtes Magma, und die subtil gesetzten Farben – häufig Orange – akzentuieren die weißen Arbeiten, die von Licht- und Schattenspielen moduliert werden.
In biomorphen skulpturalen Bildern bzw. bildhaften Skulpturen, aber auch in raumgreifenden Installationen beschäftigt sich Thorn vor allem mit der Beziehung zwischen Sprache und visueller Kommunikation. Rhythmus und Wellen, die auch an Schallwellen denken lassen und den klanghaften Aspekt von Sprache verdeutlichen, sind wichtige Anknüpfungspunkte in seinen konzeptuellen Arbeiten. Thorns Bildkörper, seine organisch fließenden Formen schmiegen sich in Ecken, heben sich unförmig von der Wand ab, überwinden das klassische Bildformat. Die Objekte erinnern an verfestigtes Magma, und die subtil gesetzten Farben – häufig Orange – akzentuieren die weißen Arbeiten, die von Licht- und Schattenspielen moduliert werden.
ALBERTINA KLOSTERNEUBURG
Um 1960 verdrängt die Pop Art zunehmend die abstrakte Malerei. Weltanschaulich ist die Pop Art die Reaktion auf den Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg, die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche und die wachsende Konsum- und Freizeitkultur sowie den von Film, Fernsehen und Illustrierten befeuerten Celebrity-Kult.
Kunstgeschichtlich ist die Pop Art die Reaktion auf die Abstraktion in der Malerei, den vermeintlichen Endpunkt ihrer Entwicklungsgeschichte. Mit Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Mel Ramos und Alex Katz tritt das Gegenständliche in der Kunst wieder machtvoll in Erscheinung: nicht als „Nachahmung“ (Mimesis) der Natur, sondern als „Aneignung“ (Appropriation) von bereits existierenden Bildern. Ob Fotos oder andere Bilder aus Zeitungen, Comics, Illustrierten oder Werbeanzeigen: Jede Person, jeder Gegenstand wird zur Ware, zum Fetisch, zur Celebrity, zum Konsumobjekt.
Die österreichische Pop Art kommt von ähnlichen Voraussetzungen her, geht aber einen von der US-amerikanischen Urform unabhängigen, eigenständigen Weg: voller Witz und spielerischer (Selbst-)Ironie.
Die grelle und laute Buntheit des Pop Art-Bilderkosmos spiegelt den Tanz auf dem Vulkan wider, nicht dessen Ausbruch: die tiefe politische und gesellschaftliche Krise der 1960er- und 1970er-Jahre, in denen politische Morde – von John F. Kennedy bis Martin Luther King –, der Kalte Krieg und der Vietnamkrieg, die Erdölkrise, die galoppierende Inflation und der Deutsche Herbst dazu führen, dass die beiden Jahrzehnte der Pop Art, die 1960er- und 1970er-Jahre, als „troubled decades“ in die europäische und amerikanische Zeitgeschichte eingehen.
Die Ausstellung ist von 23. August 2024 bis 5. Jänner 2025 in der ALBERTINA KLOSTERNEUBURG zu sehen.
BLICKPUNKT Roy Lichtenstein
Gemeinsam mit Andy Warhol und Jackson Pollock zählt Roy Lichtenstein zu den einflussreichsten und bedeutendsten amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts.
Bekannt ist der Gründervater der Pop-Art für seine klischeehaften Blondinen, Kriegshelden und Comic-Figuren, die er oft mit Sprechblasen versieht. Mit knalligen, leuchtenden Farben, klaren Linien und den charakteristischen Ben-Day-Punkten, die die billige Drucktechnik der Comics imitierten, prägt er in den 1960er Jahren mit seiner Cartoon-Ästhetik die amerikanische Kunstszene.
Noch während der internationalen Vorherrschaft des abstrakten Expressionismus kehren viele Künstler in Großbritannien und den USA zu einer gegenständlichen, selbstreflexiven Kunst zurück und reißen mit viel Ironie die traditionellen Grenzen zwischen hoher Kunst und Alltagskultur nieder. Einem demokratischen Ideal folgend, gilt ihr Interesse den Alltagsbildern der industriellen, urbanen und kommerzialisierten Gesellschaft zur Zeit des Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegsjahre. Lichtenstein verhilft der amerikanischen Pop-Art 1961 mit seiner bahnbrechenden Erfindung in Form der Aneignung der neuen und aggressiven Bildsprache von Populärkultur, Werbeanzeigen und Cartoons zum Durchbruch. Mit seiner peniblen Malerei nach trivialen Comicmotiven erteilt Lichtenstein dem Pathos des subjektiven Ausdrucks in der Kunst eine Absage. Die rein kommerziellen Überlegungen unterworfene, auf einen Geschmack der Massen ausgerichtete und von Grafikdesignern, Werbefachleuten, Firmenchefs und Wahrnehmungspsychologen optimierte Bilderflut vermittelt für Lichtenstein das 3 Wesen seiner Zeit. Sein Künstlerleben widmet er stets liebevoll ironisch, später zunehmend kritisch, der Erforschung der ästhetischen Werte und etablierten Klischees der durch Kommerzialisierung und Industrialisierung geprägten Bilder zeitgenössischer Konsumkultur. Die Ambivalenz zwischen High und Low Art, zwischen Künstler und Maschine, zwischen Originalität und Kopie, zwischen Kunstwerk und Reproduktion ist Thema seiner Kunst.
Noch während der internationalen Vorherrschaft des abstrakten Expressionismus kehren viele Künstler in Großbritannien und den USA zu einer gegenständlichen, selbstreflexiven Kunst zurück und reißen mit viel Ironie die traditionellen Grenzen zwischen hoher Kunst und Alltagskultur nieder. Einem demokratischen Ideal folgend, gilt ihr Interesse den Alltagsbildern der industriellen, urbanen und kommerzialisierten Gesellschaft zur Zeit des Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegsjahre. Lichtenstein verhilft der amerikanischen Pop-Art 1961 mit seiner bahnbrechenden Erfindung in Form der Aneignung der neuen und aggressiven Bildsprache von Populärkultur, Werbeanzeigen und Cartoons zum Durchbruch. Mit seiner peniblen Malerei nach trivialen Comicmotiven erteilt Lichtenstein dem Pathos des subjektiven Ausdrucks in der Kunst eine Absage. Die rein kommerziellen Überlegungen unterworfene, auf einen Geschmack der Massen ausgerichtete und von Grafikdesignern, Werbefachleuten, Firmenchefs und Wahrnehmungspsychologen optimierte Bilderflut vermittelt für Lichtenstein das 3 Wesen seiner Zeit. Sein Künstlerleben widmet er stets liebevoll ironisch, später zunehmend kritisch, der Erforschung der ästhetischen Werte und etablierten Klischees der durch Kommerzialisierung und Industrialisierung geprägten Bilder zeitgenössischer Konsumkultur. Die Ambivalenz zwischen High und Low Art, zwischen Künstler und Maschine, zwischen Originalität und Kopie, zwischen Kunstwerk und Reproduktion ist Thema seiner Kunst.
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Donnerstag bis Sonntag | 10 bis 18 Uhr
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Die Jahreskarte der Freunde der Albertina ist in der ALBERTINA, der ALBERTINA MODERN und der ALBERTINA KLOSTERNEUBURG gültig.
Blickpunkt Ben Willikens
In Camera Silens thematisiert Ben Willikens die Unmenschlichkeit mancher fehlgeleiteter Behandlungs- und Handlungsmethoden in psychiatrischen Anstalten: Der Insasse des dargestellten Raumes wird von jeglichem Schall abgeschottet, keinerlei Echo ist zu vernehmen.
Die absolute Stille und das Unterdrücken aller äußeren Einflüsse, die dem Gehirn helfen könnten, sich zu regenerieren, sind über eine lange Dauer nicht auszuhalten. Mit seiner Motivwahl spiegelt Willikens die Kälte, Beklemmung und Grausamkeit, die freiheitsberaubende Einrichtungen ausstrahlen, wider.
Carceri – Archäologie des Schweigens
Das menschenlose Werk von Ben Willikens, dem legendären Rektor der Münchner Kunstakademie und Meister der Ästhetik der leeren Räume, schlägt uns durch die frappierende Kälte in seinen Bann. Die großformatigen Gemälde, die meist streng komponierte Räume ohne Menschen zeigen, machen Willikens in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre ebenso berühmt wie unverwechselbar. Der 1939 in Leipzig geborene Willikens rutscht 1969 in eine tiefe seelische Krise und verbringt ein Jahr in einer psychiatrischen Anstalt. Dieses einschneidende Erlebnis verarbeitet der Künstler in meist großformatigen Acrylgemälden. Zwischen 1970 und 1981 entstanden, zeigen diese verschiedenen Innenräume – Schlafsäle, Flure, Waschräume. Obwohl die Anstaltsbilder ohne Menschen auskommen, steht darin doch das Individuum im Mittelpunkt. Es spiegelt sich in genau jenen Objekten, die seiner Inhaftierung dienen. Die jüngst entstandene Serie Carceri – Archäologie des Schweigens ist durch die Schriften Michel Foucaults inspiriert. In insgesamt 16 Gemälden entwickelt Willikens die Bildsujets der 1970er-Jahre weiter: Die Räume der Anstalt werden betreten, die Einrichtung durch die stetige Vergrößerung der Gegenstände wie Betten, Lampen und Waschgelegenheiten nahezu unkenntlich gemacht. Es sind einmal mehr beklemmende Räume, die der Künstler schafft – ein Kerker der Seele. Ihnen wohnt eine meditative Stille inne, die existenzielle Aussagen über die dunkelsten Abgründe des Menschen erlaubt.
Obersalzberg
Gewiss sind die Wahl der Motive und ihre Darstellungsweise eng mit Ereignissen im Leben von Ben Willikens verbunden: Bereits im Alter von vier Jahren erlebt er im Dezember 1943 die traumatisierende Bombardierung seiner Heimatstadt Leipzig. Nur wenige Jahre später sterben sein Vater und seine Schwester. Trotzdem sind seine Werke von einer Tragweite, die über seine Biografie hinausreicht. Die Eiseskälte der Anstaltsbilder, die den Künstler schlagartig bekannt machen, findet sich auch in seinem Spätwerk: Man wirft einen schaudernden Blick in aus einem Fenster von Hitlers „Berghof“ am Obersalzberg. Die Bilder zeigen die Ästhetik des Bösen in seiner Banalität. Die Grausamkeit der Leere verleiht auch diesen Werken ihre besondere Kraft. Gerade die Räume der Macht interessieren den Künstler. Doch Macht ist für ihn nichts, was er anbeten oder bewundern würde. Ganz im Gegenteil: Macht erscheint bei ihm als Ausdruck einer Niederlage der Humanität, als Ausdruck der Unterdrückung. Seine Machträume stellen Metaphern für jene Bestialität dar, die er am „Dritten Reich“ so verabscheut.
Die absolute Stille und das Unterdrücken aller äußeren Einflüsse, die dem Gehirn helfen könnten, sich zu regenerieren, sind über eine lange Dauer nicht auszuhalten. Mit seiner Motivwahl spiegelt Willikens die Kälte, Beklemmung und Grausamkeit, die freiheitsberaubende Einrichtungen ausstrahlen, wider.
Carceri – Archäologie des Schweigens
Das menschenlose Werk von Ben Willikens, dem legendären Rektor der Münchner Kunstakademie und Meister der Ästhetik der leeren Räume, schlägt uns durch die frappierende Kälte in seinen Bann. Die großformatigen Gemälde, die meist streng komponierte Räume ohne Menschen zeigen, machen Willikens in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre ebenso berühmt wie unverwechselbar. Der 1939 in Leipzig geborene Willikens rutscht 1969 in eine tiefe seelische Krise und verbringt ein Jahr in einer psychiatrischen Anstalt. Dieses einschneidende Erlebnis verarbeitet der Künstler in meist großformatigen Acrylgemälden. Zwischen 1970 und 1981 entstanden, zeigen diese verschiedenen Innenräume – Schlafsäle, Flure, Waschräume. Obwohl die Anstaltsbilder ohne Menschen auskommen, steht darin doch das Individuum im Mittelpunkt. Es spiegelt sich in genau jenen Objekten, die seiner Inhaftierung dienen. Die jüngst entstandene Serie Carceri – Archäologie des Schweigens ist durch die Schriften Michel Foucaults inspiriert. In insgesamt 16 Gemälden entwickelt Willikens die Bildsujets der 1970er-Jahre weiter: Die Räume der Anstalt werden betreten, die Einrichtung durch die stetige Vergrößerung der Gegenstände wie Betten, Lampen und Waschgelegenheiten nahezu unkenntlich gemacht. Es sind einmal mehr beklemmende Räume, die der Künstler schafft – ein Kerker der Seele. Ihnen wohnt eine meditative Stille inne, die existenzielle Aussagen über die dunkelsten Abgründe des Menschen erlaubt.
Obersalzberg
Gewiss sind die Wahl der Motive und ihre Darstellungsweise eng mit Ereignissen im Leben von Ben Willikens verbunden: Bereits im Alter von vier Jahren erlebt er im Dezember 1943 die traumatisierende Bombardierung seiner Heimatstadt Leipzig. Nur wenige Jahre später sterben sein Vater und seine Schwester. Trotzdem sind seine Werke von einer Tragweite, die über seine Biografie hinausreicht. Die Eiseskälte der Anstaltsbilder, die den Künstler schlagartig bekannt machen, findet sich auch in seinem Spätwerk: Man wirft einen schaudernden Blick in aus einem Fenster von Hitlers „Berghof“ am Obersalzberg. Die Bilder zeigen die Ästhetik des Bösen in seiner Banalität. Die Grausamkeit der Leere verleiht auch diesen Werken ihre besondere Kraft. Gerade die Räume der Macht interessieren den Künstler. Doch Macht ist für ihn nichts, was er anbeten oder bewundern würde. Ganz im Gegenteil: Macht erscheint bei ihm als Ausdruck einer Niederlage der Humanität, als Ausdruck der Unterdrückung. Seine Machträume stellen Metaphern für jene Bestialität dar, die er am „Dritten Reich“ so verabscheut.